Zukunftsmusik aus der Vergangenheit

Gestern habe ich ein uraltes Lied gehört, im Originalvideo steht die Jahreszahl 1981. Peter Cornelius hat bereits vor 33 Jahren Zeilen gesungen, die heute brisanter denn je sind:

Wenn i so überleg, worum’s im Leben geht,
dann sicher net um des wofür i leb‘.

I arbeit’s ganze Jahr lang, schön brav für’s Finanzamt,
i frag mi ob des ewig so weitergeht.

I bin reif, reif, reif, reif für die Insel.
I bin reif, reif, reif überreif.
Und i frag mi warum i no‘ da bin,
für’s aussteig’n bin i scheinbar zu feig.
Und i wunder mi warum i no‘ da bin,
für’s aussteig’n bin i scheinbar zu feig.

Wenn i einmal ins Postkastl schau,
wird mir im Magen flau.
Mein Leben kost‘ mi mehr, als i verdien.
Mei‘ ganze Energie geht auf,
für Sachen, die i gar net brauch‘,
für Sachen ohne die i sicher glücklicher bin.

I bin reif, reif, reif, reif für die Insel.
I bin reif, reif, reif überreif.
Und i wunder mi warum i no‘ da bin,
für’s aussteig’n bin i scheinbar zu feig.
Und i frag mi warum i no‘ da bin,
zum aussteig’n bin i scheinbar zu feig.

[…]



Ist es wirklich so, dass wir zu feige sind? ist es nicht vielmehr so, dass wir auch ganz schön bequem geworden sind und uns an das angenehme Leben gewöhnt haben? Es ist nicht so einfach festgefahrene Wege zu verlassen und sich ins Unbekannte zu stürzen. Einfacher ist es sich auf bekannten, ausgetrampelten Pfaden zu bewegen, das wiegt uns in Sicherheit.

In meinen letzten Beiträgen Minimalismus ist mehr als Konsumverzicht und Achtsamkeit – den Weg des Herzens gehen habe ich mich bereits mit Wünschen und Sehnsüchten auseinander gesetzt und wie wir diesen durch Achtsamkeit auch im Alltag näher kommen können.

Wir müssen gar nicht aussteigen und auf die Insel fliehen um unsere Sehnsüchte zu leben und vom Konsumrausch auszusteigen! Es ist möglich, jederzeit seinem Leben ein neue Richtung zu geben und sich bewusst für das zu entscheiden, was man wirklich will und wo man Zufriedenheit abseits vom Konsum findet.

Ich konsumiere also bin ich – der Weg führt in die falsche Richtung, in eine sich immer enger eindrehende Spirale aus Konsum, der im Augenblick des Kaufs bereits zu Müll wird. Der Konsumrausch bietet nur auf den ersten Blick Befriedigung und Genuss. Die Sehnsucht, welche von der Werbung in immer stärkerem Ausmaß geschürt wird, führt nicht selten in die (Kauf)Sucht, weil die wahre Sehnsucht, nämlich die nach einem sinnerfüllten Leben, durch Konsum nicht gestillt werden kann.

Dass die Menschen sich immer mehr danach sehnen aus der Konsumspirale auszusteigen zeigen die vielen Experimente, wo in einer mittlerweile fast zum Massentrend anwachsenden Gegenbewegung für eine zeitlang gänzlich auf Konsum verzichtet wird. Die meisten erleben diese Zeit als sehr befreiend und es öffnet sich durch die eingesparte Zeit und Energie ein Raum, wo wieder mehr Platz ist, um sich dem Leben von einer ganz anderen Seite zu nähern.

Die Kostbarkeiten des Lebens, die Menschen wirklich erfüllen, befinden sich nicht in der lauten Menschenmenge im Einkaufszentrum sondern beispielsweise in der Stille der Natur oder in einem Augenblick der wahren Begegnung, den wir nur mit der nötigen Muße und inneren Ruhe genießen können. Dann aber erfüllt er uns mit der Essenz des Lebens und mit tiefer Zufriedenheit.

Das ist ein weiterer Beitrag von mir zum Thema Achtsamkeit. Sonja vom Blog wert-voll und Birgit, das Fräulein im Glück, haben den Juni zum Monat der Achtsamkeit auserkoren und es haben sich viele weitere Blogger angeschlossen und schreiben zu diesem Thema auf ihren Blogs.

Eine Zusammenfassung aller Blogbeiträge habe ich auf meinem neuen Blog „Fundstücke aus dem Internet“ in Form einer Linkliste gestaltet.

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Im Gesamtindex „Beiträge“ findest Du eine Übersicht über alle bisher veröffentlichten Beiträge.


11 Kommentare zu “Zukunftsmusik aus der Vergangenheit

  1. Pingback: Achtsamkeit – Monatsthema Juni | Fundstücke aus dem Internet

  2. Stimmt schon, es ist nicht immer leicht, die eingefahrenen, bequem gewordenen Wege zu verlassen, aber wenn man es tut, stellt man schnell fest, dass es das wert ist. Ich trau mich immer öfter….

  3. Und auch hier muss jeder für sich den gangbaren Weg finden. Ich z.B. könnte nie ganz alternativ leben, ohne Geld oder so. Ich lehne auch Konsum nicht ab, aber ich bemühe mich, dabei kritisch nachzudenken.
    Unser Leben hat sich innerhalb eines Jahres unmerklich verändert und wir besinnen uns immer mehr auf die wirklichen Freuden des Lebens. Wo die liegen (in der Natur, in der Begegnung mit Mitmenschen), das wird immer klarer, je mehr Ballast man abwirft, materiell und auch sonst.
    Liebe Grüße,
    Franka

    • Hallo Franka!

      Ganz genau, es gibt kein Patentrezept, jeder hat einen anderen Weg und das finde ich gerade so schön – wir sind alle Individuen, einzigartig in unserem Wesen.

      Nur auf uns selbst hören und in uns selbst hinein horchen, das kann uns niemand abnehmen.

      lg
      Maria

  4. Hallo Maria,

    wieso sehen manche einen Bericht über Plastik und ändern nix? Und wieso ändert so ein Film wie „Planet Plastic“ uns?
    Weil uns irgendwann alles zu viel war? Ist das mit dem Konsum noch viel schlimmer geworden in den letzten Jahren? Ich konsumiere auch. Weniger und bewusster. Und mit mehr Zeit. Selbermachen erfüllt mich allerdings meistens nicht. Ich habe da keinen Flow. Außer beim Malen.

    Ich trau mich auch mehr zu kontern und hab mit einem Handwerker rumgeschrien. Meine Nachbarn fanden mich richtig gut. 🙂 Probiert’s mal aus. Man muss sich nicht alles gefallen lassen.

    Was mich sprachlos macht: Einer der größten Textilimporteure – mit Umsatz in Millionenhöhe – fragte mich nach einem kostenlosen Probetext! Nö! Ich hab meine Zeit lieber sinnvoller verbracht: Mitten in der Einkaufsmeile spielten 2 kleine Jungs in aller Ruhe Fußball. Da hab ich mich doch gleich dazu gesetzt. 🙂

    Liebe Grüße
    Tanja

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