Gegenwärtigkeit [Achtsam durch den Tag]

In meinem Yogaunterricht bekommen wir immer eine „Hausübung“. Es ist eine kleine Aufgabe, meist eine Achtsamkeitsübung, die wir während der folgenden Woche im Laufe des Tages durchführen sollen.

Zum Nachlesen werden diese Übungen am Blog „Inner Joy“ veröffentlicht.

Diese Anregungen habe ich üblicherweise zusätzlich zu meiner Achtsamkeitspraxis aus dem Buch „Achtsam durch den Tag“ durchgeführt, was auch meist recht gut geklappt hat.

In der dritten Novemberwoche haben wir jedoch eine Übung erhalten, die mich sehr fasziniert hat und daher habe ich in dieser Woche auf die Übung der Woche aus meinem Achtsamkeitsbuch verzichtet, um mich ganz der „Gegenwart“ zu widmen.

Hier geht es zur Anleitung der Übung auf „Inner Joy“.

Sehr schnell musste ich erkennen, dass ich mich tatsächlich sehr oft in so einer Warteposition befinde.

„Wenn der Arbeitstag vorbei ist, dann kann ich endlich …“
„Wenn ich die Hausarbeit erledigt habe, dann …“
„Wenn ich nicht mehr so viel Stress habe, dann finde ich endlich Zeit für …“

Vor allem das letzte „Wenn“ ist so eines, das uns am eigentlichen Leben vorbeileben lässt. Man ist die ganze Zeit nur auf die Zukunft orientiert und lebt gar nicht im Moment.

Dabei dachte ich eigentlich, dass ich mich verändert hätte. Vor gut 15 Jahren bin ich über diese Geschichte gestolpert und hatte den Eindruck, dass ich sie verstanden und auch umgesetzt habe.

wenn-ich-gehe-dann-gehe-ich

Diese Aufgabe „Gegenwärtigkeit“ geht aber im Grunde noch über das hinaus und das ist mir erst jetzt klar geworden. Und genau deshalb halte ich sie für die wichtigste Übung, die ich bisher gemacht habe.

Selbst wenn ich denke, dass ich in der Gegenwart bin und auch beispielsweise ganz konzentriert das Gemüse für die Suppe schneide, kann ich trotzdem noch in einer inneren Wartehaltung sein. Diese Wartehaltung bewirkt, dass ich meine Gedanken auf die Zukunft ausrichte und den Moment nicht wirklich genießen kann. Auch wenn ich (fast) ganz bei den Karotten auf dem Schneidbrett bin. Die Gedanken fliehen trotzdem immer zu dem, worauf ich warte.

Eigentlich wollte ich die Übung nur eine Woche lang machen, aber sie war mir dann so wichtig, dass ich gleich noch eine zweite Woche dran gehängt habe.

Burnout – wenn sich unsere Seele nicht da befindet, wo unser Körper ist

Ich glaube, dass dieses Grundproblem – dass wir mit unseren Gedanken und Gefühlen nicht da sind, wo unser Körper sich gerade befindet – ein Trend unserer Zeit ist.

Wir werden von so vielen Dingen abgelenkt. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, wie wir unser Leben gestalten können. Umgekehrt wird uns immer wieder erklärt, was uns alles fehlt.

Die Werbung will, dass wir unglücklich sind, denn nur dann sind wir brave Konsumenten, die immer mehr kaufen und die Wirtschaft vorantreiben. Doch Konsum macht einfach nicht glücklich.

Glück ist nicht im Besitz zu finden, Glück ist auch nicht von äußeren Umständen abhängig. Es liegt einfach nur in uns selbst.


achtsam durch den Tag [#Jahresprojekt 2017]

achtsam-durch-den-tag-jahresprojekt-2016-2017Diese Gedanken sind Teil von meinem Jahresprojekt.
Nähere Informationen dazu findest Du im Beitrag „Achtsam durch den Tag [Jahresprojekt]“, in welchem auch alle Links der Linkparty gesammelt werden.

Ergänzend dazu sind alle verlinkten Beiträge auf meinem Pinterest-Board „Achtsamkeit“ zu sehen.

Weiters verlinkt zu ANL von Rostrose


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Im Gesamtindex „Beiträge“ findest Du eine Übersicht über alle bisher veröffentlichten Beiträge.

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13 Kommentare zu “Gegenwärtigkeit [Achtsam durch den Tag]

  1. Vielen Dank für den Beitrag, wie immer sehr interessant und ich werde noch viel darüber nachdenken
    Viele Grüße
    Stefanie Röhl

    • Hallo Stefanie!

      Ja, das ist wirklich eine sehr große Herausforderung – zumindest für mich war es so. Aber es hat mir sehr geholfen, mein Verhalten zu verändern und ich habe den Eindruck, dass ich seitdem viel fröhlicher bin!

      lg
      Maria

  2. dieser ansatz schwirrte zwar durch meine gedanken, doch so gut in worte gefasst, wird mir der achtsame umgang mit meiner gegenwart erst richtig bewusst und hilft gerade jetzt ungemein. danke dafür !
    lg anja

    • Hallo Anja!

      Es freut mich sehr, dass Du mit meinem Text so viel anfangen kannst.

      Ich kämpfe gerade heute sehr mit dem Thema, weil mein Sohn morgen Führerscheinprüfung habe. Und ich bin seit gestern in einer ständigen Warteposition „wenn doch der Mittwoch endlich vorbei wäre…“

      Es stimmt schon, mit diesem Verhalten/diesen Gedankengängen schneiden wir uns von der Gegenwart ab und flüchten aus dem Moment.

      Als mir das bewusst wurde, konnte ich meine Gedanken wieder verändern.

      Danke für Dein liebes Kommentar!

      lg
      Maria

  3. Ja, das fällt mir sehr schwer, im Hier und Jetzt zu sein. Außer wenn ich etwas so richtig gerne tue, sodass ich darin versinke, im „Flow“ bin. Dann vergesse ich die Zeit und alles rundherum. Aber bei Sachen, die ich nicht so gerne mache? Pfff. Vielleicht ist der Schlüssel zur Zufriedenheit, immer nur das zu machen, was man mag. Oder umgekehrt: Das zu mögen, was man gerade macht. 😉 lg, Gabi

    • Hallo Gabi!

      Wahre Worte sehr gelassen ausgesprochen – genau das ist der Schlüssel „das zu mögen, was man gerade macht“.

      Durch die gedankliche Flucht in die Zukunft/Vergangenheit schneidet man sich vom tatsächlichen Erleben ab und genau das ist das Problem.

      lg
      Maria

  4. Hallo Maria,

    ich ertappe mich selbst auch immer mal wieder dabei, gerade nicht zu 100% bei dem zu sein, was ich gerade tue. Dann gebe ich mir gedanklich einen Klapps auf die Hände und genieße mein Frühstück weiter.

    Zumindest bin ich schon froh darüber, dass es mir überhaupt auffällt. Das ist meines Erachtens der erste wichtige Schritt dahin.

    Lieber Gruß,
    Philipp

    • Hallo Philipp!

      Das sagt meine Yogalehrerin immer – wenn Du Dich dabei ertappst, nicht achtsam zu sein, dann sei mit Dir selbst nicht böse, denn Du bist ja gerade wieder achtsam (sonst wäre es Dir nicht aufgefallen).

      Kein Mensch kann immer zu 100% achtsam sein, aber wenn man die überwiegende Zeit bei sich selbst ist, dann hat man schon viel gewonnen.

      lg
      Maria

  5. Pingback: Monatscollage Januar 2017 | widerstandistzweckmaessig

  6. Dieses ‚Leben im Augenblick‘ klingt so leicht und ist doch so schwer. Was in ruhigen Zeiten gut gelingt, wird schon wieder über den Haufen geworfen, wenn sich die Ereignisse überstürzen und man schon an das nächste denkt, wenn man das eine tut. Das habe ich jetzt wieder gemerkt. Wahrscheinlich ist es eine lebenslange Übungssache.
    Dass man nichts aufschieben sollte, ist mir schon lange klar. Es kann mal schnell ganz oder in Teilen vorbei sein und dann denkt man: „Hätte ich doch …“
    Also übe ich mal weiter 😉
    LG, Ingrid

    • Hallo Ingrid!

      Leider muss ich Dir auch in diesem Fall wieder einmal recht geben. Gerade in den letzten Tagen ist es mir auch wieder einmal so ergangen, dass mein Kopf mit allem möglichen gefüllt und ich weit weg von Achtsamkeit war.

      Was ich aber positiv vermelden kann ist, dass ich – je länger ich dieses Achtsamkeitsprojekt durchführe – umso schneller wieder zur Achtsamkeit zurück komme. Ich erkenne viel schneller, dass ich mich „verfahren“ und einen „alten Weg eingeschlagen“ habe.

      Es hat mich definitiv viel weiter gebracht als andere Technicken, die ich davor versucht habe.

      lg
      Maria

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