selbst.gemacht statt selbst.gekauft – Essig

Bis Ende letzten Jahres habe ich Essig in Glasflaschen gekauft. Der Ausguss war trotzdem aus Plastik und auch der Metallstöpsel hatte eine Plastikauskleidung.

Als mir Brigitte, eine ganz liebe Bekannte, einen Kombuchapilz zur Essigherstellung angeboten hat, wurde ich gleich ganz begeistert hellhörig und habe mich nach einigen Recherchen ans Werk gemacht.

je nach verwendetem Tee hat der Kombucha eine unterschiedliche Farbe

je nach verwendetem Tee hat der Kombucha eine unterschiedliche Farbe

Rezept:

8 gr Tee
1 l Wasser
70 gr Zucker

Kombuchapilz, mind. 100 ml Ansatzlösung (vom ursprünglichen Getränk)
ein großes Glasgefäß mit mind. 1,4 l Fassungsvermögen z.B. ein Glaskrug

Zubereitung:

Das Wasser aufkochen und über den Tee gießen. Den Tee 15 Minuten ziehen lassen, anschließend abseihen und den Zucker im noch heißen Teewasser auflösen.

Danach die Flüssigkeit auf Handwärme abkühlen lassen. Am besten stellt man das Gefäß in kaltes Wasser, dann geht es schneller.

Während dessen wird der Kombuchapilz unter fließendem Wasser gewaschen. Die Ansatzflüssigkeit wird sodann mit dem Tee vermengt und anschließend gibt man den Kombuchapilz in die lauwarme Zuckerlösung.

Das Gefäß wird mit einem Mulltuch abgedeckt, ich verwende dazu einen alten Vorhangstoff, den ich doppelt nehme und mit einem Gummiringerl befestige.

Nun heißt es geduldig sein, der Pilz muss seine Arbeit tun und den Zucker zuerst in Alkohol umwandeln. Das dauert je nach Zimmertemperatur ca. 8 – 14 Tage. Wenn keine Gärbläschen mehr aufsteigen ist das Kombuchagetränk fertig.

Nun wird der Pilz entnommen, die Flüssigkeit durch ein feines Sieb oder einen Kaffeefilter abgeseiht und in einem weiteren Glasgefäß mit relativ breitem Hals aufbewahrt.

Danach ist weitere Geduld erforderlich, denn es dauert – je nach Zimmertemperatur – weitere 4-6 Wochen bis aus dem Kombuchagetränk der Essig entsteht. Dazu braucht die Flüssigkeit Sauerstoff, daher decke ich auch diese Flasche nur mit einem Mulltuch ab.

Erst der fertige Essig wird in eine alte Tomatenflasche gefüllt und verschlossen im Kühlschrank aufbewahrt.

die verschiedenen Stadien der Kombuchaessigherstellung

die verschiedenen Stadien der Kombuchaessigherstellung

der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt

Je nachdem welchen Tee man verwendet, hat der Essig eine unterschiedliche Farbe und schmeckt auch unterschiedlich.

In vielen Rezepten wird ausschließlich Schwarztee oder Grüntee empfohlen. Ich habe schon alle möglichen Teesorten verwendet. Man kann hier sehr erfinderisch sein und vor allem auch Teesorten verwenden, die endlich verbraucht werden sollten. Auch verschiedene Kräuter aus dem Garten eignen sich hervorragend um einen Tee zuzubereiten, mehr dazu in meinem Beitrag „Müll reduzieren beim Einkauf Teil 9.“ geschrieben.

Vermehrung

Der Kombuchapilz vermehrt sich während er den Tee und den Zucker umwandelt. An der Oberfläche der Flüssigkeit sammelt sich eine schleimige Masse, die mit der Zeit immer dicker wird. Das nennt man Kombuchababy. Wenn der Kombucha lange genug reift, wird das Baby so fest, dass es mit der Zeit ein neues „Kombuchauniversum“ gründen kann.

Angefangen habe ich mit 2 Scheiben, mittlerweile haben sich diese verdoppelt und ich kann bereits 2 Gefäße mit Kombucha ansetzen. Da der gesamte Reifungsprozess bis zum Essig doch rd. 8 Wochen benötigt, ist das auch gut so, denn ich komme mit einer Flasche Kombuchaessig nicht so lange aus.

Je kürzer er reift, desto milder ist er. Nachdem Herr Widerstand den Salat nicht so sauer mag, genießt er es sehr, dass ich nun einen deutlich milderen Essig in der Küche verwende.

leckerer Salat mit Kombuchaessig abgemacht

leckerer Salat mit Kombuchaessig abgemacht

ergänzende Infos und Tipps

Der Zucker ist nötig, um zuerst in Alkohol und danach zu Essig abgebaut zu werden. Der Essig selbst ist nicht süß sondern sauer. In einigen Rezepten im Internet wird eine höhere Zuckermenge angegeben. Ich verwende die geringste Menge, die ich jemals gefunden habe.

Der Kombuchapilz mag kein Metall, daher habe ich in allen Anleitungen den Hinweis gefunden, dass man ein Sieb aus Plastik und keinen Metall-Löffel verwenden sollte. Das ignoriere ich und habe bis jetzt keine nachteiligen Erfahrungen damit gemacht. Allerdings weise ich trotzdem darauf hin und übernehme keine Garantie dafür, dass das bei jedem Kombuchapilz so ist.

Manchmal hat das Kombuchagetränk noch ein ganz wenig gegärt, als ich den Pilz bereits entnommen habe, weil ich den Reifegrad falsch eingeschätzt hatte. Das hatte jedoch keine negativen Auswirkungen auf das Endergebnis vom Essig.

Nicht benötigte Kombuchababys können im Freudeskreis verschenkt werden. Umgekehrt kommt man durch Nachfragen im Bekanntenkreis oder in Verschenkgruppen zu einem Kombuchababy.

einfach.nachhaltig

Ich bin sehr begeistert von dieser einfachen und gleichzeitig nachhaltigen Möglichkeit, Essig selbst herzustellen. Es fällt vor allem noch weniger Müll an als bisher und der Geschmack ist auch hervorragend.

Die Arbeit hält sich sehr in Grenzen, denn einen Tee aufstellen und etwas Zucker darin aufzulösen ist nun wirklich nicht sehr zeitaufwändig.

Der Pilz selbst ist sehr unempfindlich, genügsam und vermehrungsfreudig. Ich bin wirklich sehr begeistert!

Linktipp:

weiterführende Infos zu Kombucha
Die Selbstversorger – Essigherstellung

Edit 7.4.2017

Durch die Vermehrungsfreudigkeit der Kombuchapilze konnte ich die Essigherstellung etwas vereinfachen. Ich koche nun einfach die doppelte Menge Tee und lasse den Pilz so lange in der Teelösung, bis Essig geworden ist. Wenn der „alte“ Essig im Kühlschrank leer ist, fülle ich den frischen Essig ab und mache einen neuen Ansatz. Dadurch erspare ich mir den Zwischenschritt mit dem Umfüllen zur Reifung.


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Müll reduzieren beim Einkauf Teil 9. – Tee

Im Index selbst.gemacht findest Du eine Übersicht über alle bisherigen DIY-Beiträge.

32 Kommentare zu “selbst.gemacht statt selbst.gekauft – Essig

  1. Moin,
    Von Kombucha habe ich noch nie gehört. Kannte ich gar nicht. Man lernt nie aus. Klingt aber interessant. Es dauert ja dann doch länger, bis daraus Essig wird. Wie wird dann der Essig produziert, den man so im Laden kaufen kann? Sicher nicht aus solchen Pilzen. Ich kannte nur Kefirpilze. Das habe ich mal eine ganze Zeit lang gemacht. Hat mir auch ganz gut geschmeckt, bis ich ihn über hatte.
    Einen schönen Tag noch.
    Gruß Silke

    • Hallo Silke!

      Im Geschäft bekommt man meist Weinessig zu kaufen, der wird mit einer Essigmutter hergestellt. Auch der Apfelessig entsteht durch die Essigmutter.

      Kombuch wird „abgestoppt“ als Getränk verkauft z.B. Carpe diem.

      lg
      Maria

    • Hallo Gabi!

      Ich bin durch Brigitte darauf gestoßen, auf den Blogs habe ich immer nur von Apfelessigherstellung gelesen, aber das hat mich nicht so angesprochen vor allem, als ich über die Probleme mit Schimmel dabei las.

      Falls Du einen Pilz magst – entweder beim Fest am 5.6. oder direkt bei mir 😉

      lg
      Maria

  2. @Silke und alle anderen
    Also funktioniert das Prozedere auch mit Kefir? Ich habe Wasserkefir, kann aber gar nicht so viel trinken, wie daraus „Limo“ entsteht. Essig wäre eine tolle Option. Oder muss ich damit anders verfahren?

    LG Katharina

    • Die Kefirknolle habe ich täglich mit neuer H-Milch, vielleicht geht auch Frischmilch, angesetzt und bei Zimmertemperatur stehen lasse. Das ergab dann täglich ca. 0,5 l milden Kefir. Man kann ihn auch länger stehen lassen, dann wird er kräftiger im Geschmack. Hat eigentlich sehr gut geschmeckt. Manchmal habe ich püriertes Obst untergerührt. Aber irgendwann hatte ich es einfach über.
      Viele Grüße

      • Mir fällt noch ein, Milchkefir und Wasserkefir ist zweierlei. Also mit Milchkefir kannst du keine Limo machen und umgekehrt. Im Netz habe ich gesehen, das Kombucha wieder ganz was anderes ist. Das kannte ich vor diesem Beitrag noch gar nicht.
        Viele Grüße

      • Hallo Silke!

        Mit Milchkefir kann man das defintiv nicht machen. Ich hatte vor langer Zeit einmal einen, dadurch entsteht eher etwas „Joghurtähnliches“, wobei man das sicher auch zu einer Marinade für Salat verarbeiten kann. Aber eben nicht Essig.

        lg
        Maria

    • Hallo Katharina!

      Ich bin jetzt kein Kefirexperte, aber soviel ich im Internet auf die Schnelle gesehen habe, könnte es damit auch funktionieren.

      Probieren geht über Studieren 😉

      Viel Spaß beim Experimentieren!

      lg
      Maria

  3. Hört sich interessant an. ich weiß zwar von der Essigmutter, aber ein Ansatz mit Kombuchapilz ist mir neu gewesen.

    • Hallo!

      Mit Essigmutter habe ich noch nie gearbeitet, aber seitdem mir Brigitte davon vorgeschwärmt hat, wie einfach das ist und sich das in der Praxis bestätigt hat, bin ich totaler Fan davon.

      Jeder Essig schmeckt ein kleines bisschen anders, je nachdem, welchen Tee man verwendet hat.

      lg
      Maria

  4. Übrigens: Noch einfacher lässt sich Fruchtessig herstellen, ohne Kombucha-Pilz. Habe ich letztes Jahr aus Birnenresten (Kerngehäuse etc.) gemacht, Anleitung hier. Der fertige Essig riecht sehr schön fruchtig, ist im Geschmack aber eher neutral-sauer 😉 Ich nehme ihn als Grundlage für „Veredelungen“ mit Blüten, Gewürzen… was sich eben so anbietet.

    • Hallo!

      Ja, den Beitrag kannte ich. Irgendwie war mir das aber ehrlich gesagt zu kompliziert, vor allem da ich immer wieder einmal von Schimmelproblemen gelesen habe.

      Aber ich kann mir gut vorstellen, dass das auch eine guter Alternative ist, wenn man keinen Kombuchapilz hat.

      Danke für den Tipp!

      lg
      Maria

  5. Warum wäscht Du Deinen Kombucha nach dem Umtopfen ? Das mach ich nie – außerdem lasse ich meinen Kombucha deutlich länger ziehen – mindestens 4 Wochen – wenn ich Essig möchte lass ich ihn auch gern mal 8-12 Wochen ziehen (ohne Umfopfen) – mein Essig steht außerdem einfach im Küchenschrank (nicht im Kühlschrank) – manchmal setzt sich dabei noch etwas Fasern ab (Minipilzmycele) aber das siebe ich dann bei der Verwendung aus…

    Also das soll jetzt keine Kritik an Deiner Vorgehensweise sein sondern nur eine Frage und ein…so mach ichs 🙂

    Liebe Grüße

    • Hallo!

      Vermutlich gibt es verschiedene Anleitungen, ich habe es so an mehreren Stellen gefunden.

      Vom Pilz setzen sich Stoffwechselprodukte ab, diese sinken zu Boden und bilden am Rand vom Pilz so dunkle Schlieren.

      Daher kommt es mir sinnvoll vor, diese abzuwaschen und das Getränk durch zu seihen.

      Bezüglich der Reifungszeit – wenn ich ihn nach 2 Wochen abseihe und neu ansetze, dann reift der „alte“ Kombucha ohne Pilz weiter zu Essig und in der Zwischenzeit kann der Pilz schon wieder arbeiten. Dadurch „gewinne“ ich mehr Essig als wenn ich ihn drinnen lasse.

      Aber grundsätzlich stimmt das schon, man könnte ihn natürlich auch mit Pilz zu Essig reifen lassen, wenn man nicht so viel braucht oder mehr Pilze und Gefäße hat.

      Bezüglich Kühlschrank – sobald der Essig kühl gestellt ist, minimiert sich der Reifeprozess und der Essig bleibt milder. Nachdem Herr Widerstand lieber milderen Essig mag, mache ich das so.

      Wenn er in der Wärme steht, dann reift er stärker nach und wird mit der Zeit deutlich saurer und die Pilzreste vermehren sich weiter zu neuen Kombuchbabys.

      Ich denke, es ist nicht so genau, der Pilz ist recht unempfindlich.

      Am besten findet man einen Weg, wie man selbst gut zurecht kommt.

      Ich denke Dir für Deine Ergänzungen, die für andere vielleicht sehr wertvoll sind und die Scheu davor nehmen, etwas falsch zu machen. Es klappt so oder so.

      lg
      Maria

  6. Vor zig Jahren waren diese Kombucha-Getränke total beliebt. Ich fand immer, dass sie nach Essig geschmeckt haben. Jetzt weiß ich warum *lach*. Für den Salat würde ich das auch verwenden. Klingt doch recht einfach und schmeckt bestimmt besser als manch anderer Obstessig.
    (neulich hab ich eine Flasche Rotwein geöffnet, die bereits Essig war….. aber der war wohl überreif…. bäääh *lach*)
    Liebe Grüße
    Gusta

  7. Mhhh! Kombucha mag ich sehr! Essig habe ich allerdings noch nie selbst hergestellt (o doch – einmal unabsichtlich, als ich Fruchtwein machen wollte :D). Aber nach deiner Anleitung kann nicht viel schiefgehen! Danke für die Idee und das Rezept!

    Liebe Grüße,
    Veronika

    • Hallo Veronika!

      Vielen Dank für Dein Kommentar, freut mich sehr, dass ich Dich mit meinem Beitrag motivieren konnte.

      Wenn Dir der Kombucha schmeckt, dann wirst Du den Essig sicher auch lieben.

      Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder!

      lg
      Maria

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  9. Was ich erstaunlich finde, ist daß das ohne Essignmutter funktioniert. Normalerweise braucht man ja eine, damit die richtigen Bakterien den Alkohol umwandeln…

    • Hallo Fussel!

      Das besorgt alles der Pilz. Er ist ja nicht weg, nur weil ich ihn aus dem Getränk heraus nehme.

      Wenn man den Kombucha zimmerwarm stehen lässt, damit er zu Essig reift, bildet sich immer wieder noch einmal ein kleines Baby an der Oberfläche (nachdem der Flaschenhals recht eng ist) bzw. merkt man, wie er an der Oberfläche sich wieder formt.

      lg
      Maria

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  12. Liebe Maria,
    danke für diese Essiganregung und fürs Verlinken bei ANL! Irgendwie kommt mir der gesamte Prozess ja ziemlich ähnlich vor wie das Essigmachen aus Äpfeln und das Kombuchababy scheint mit der Essigmutter verwandt zu sein 😉 Sprich: Ich frage mich, ob das Essigmachen aus Tee auch ohne Kombuchababy klappt! Denn bei den Rezepten, die ich zum Thema Apfelessig gefunden habe, steht ja teilweise auch dabei, dass üblicherweise eine Essigmutter genommen wird, aber dass es mit etwas Geduld und mit einer Handvoll Zucker auch ohne diese geht. Der Gärungsprozess dauert halt ein bisserl länger, aber die ca. 6 Wochen braucht man bei „meinem“ im Anschluss ebenso wie bei „deinem“ Essig. Und bei meiner Art der Essigproduktion müsste sich ja eine Essigmutter bilden, die ich dann weiterverwenden kann. Kannst du dir vorstellen, dass man also mit Tee und einer Essigmutter auch solch einen Essig anfertigen kann?
    Ui, das Selbermachen von solchen Dingen ist ja so spannend und lehrreich und macht Spaß – und kreativ kann man dabei auch noch sein! 🙂
    Alles Liebe, Traude

    • Hallo Traude!

      Interessante Überlegungen! Ich habe von einer Freundin den Kombuchapilz bekommen. Er wächst ja wie blöd und inzwischen habe ich zahlreiche Pilze verschenkt.

      Aber ob er sich „ganz von selbst“ bildet, wenn man Tee mit Zucker hinstellt weiß ich nicht und habe es auch noch nicht ausprobiert.

      Sauerteig fürs Brot kann man aus der „Luft“ züchten, denn die Keime sind in der Luft vorhanden. Ebenso die Milchsäurebakterien für das Säuern von Gemüse. Da braucht man keinen Starter.

      Falls Du es ausprobierst, lass es mich bitte wissen!

      lg
      Maria

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